
Als neurotypische Menschen, ohne sonderliche Beeinträchtigungen, gehen wir durch die Welt und kommunizieren problemlos mit anderen. Wenn wir Informationen erhalten oder geben wollen, dann machen wir das. Wollen wir einen Witz erzählen oder einen ironischen Kommentar geben, so tun wir dies. Dabei ist uns nicht klar, welche Fähigkeiten wir dazu brauchen, um „einfach zu kommunizieren“, weil wir dies über die Jahre durch nachmachen und beobachten anderer erlernen konnten.
Doch dann treffen wir auf den einen oder anderen Menschen, der sich schwer tut auf uns einzugehen, der sich anderes verhält, mit dem es eventuell schwieriger ist in Kontakt zu treten. Nehmen wir uns dann die Zeit es nochmal zu versuchen? Vielleicht gelingt es ihm/ihr nicht so leicht in Kontakt zu treten aber sie/er würde sich deshalb nicht weniger gern mit uns unterhalten. Eine Menschengruppe, die das nachempfinden kann, sind Personen auf dem autistischen Spektrum. Dinge erkennen und deuten lernen wie Blickkontakt, Gesprächsinitiative, Gesprächsdauer, Themenwechsel, Gestiken, Mimiken, Körpersprache, Redewendungen, Witze und Gefühlsausdruck durch stimmliche Änderung fällt ihnen schwerer. Oftmals sind dies Fähigkeiten, die ihnen aktiv beigebracht werden müssen und auch dann kann es sein, dass sie die „offensichtlichen“ Zeichen missverstehen, weil diese nämlich nicht unbedingt offensichtlich sind.
Nehmen wir ein paar persönliche Beispiele:
Wortwörtliches Verstehen
Ich: „Kannst du die Tür öffnen?“
Mustermann 1: „Ja.“ (bleibt sitzen)
Ich: „Öffnest du bitte die Tür?“
Mustermann 1: „Ja.“ (steht auf um die Tür zu öffnen)
Gefühlsausdruck durch stimmliche Änderung:
Ich: „Hör auf meine Zettel zu zerreißen!“
Mustermann 2: Lacht.
Ich: „Ich meine es ernst!!! Hör auf meine Zettel zu zerreißen!!!“ (Stimme wird laut & ich klinge böse)
Mustermann 2: Lacht.
Ich: „Stopp!!!!“ (bewege meine Hand dabei vor sein Gesicht und bremse ihn ein)
Mustermann 2: Hört das erste Mal zu und hört auf. (Es ist offensichtlich, dass er meine Körpersprache und stimmliche Veränderung nicht wahrgenommen hat.)
Gesprächsdauer & Themenwechsel:
Mustermann 3: Spricht seit 8 Minuten über Flugzeuge.
Ich: Versuche das Thema zu beenden, um meine Therapie fortzusetzen.
Mustermann 3: Lässt sich nicht beirren. Führt sein Monolog 15 Minuten weiter.
Ich: Versuche immer wieder das Thema zu wechseln aber es funktioniert nicht. Die Therapieeinheit wird nach 45 Minuten beendet. In der nächsten Therapieeinheit gibt es einen Wecker und eine neue Regel: Wenn der Wecker klingelt, sprechen wir nicht mehr über Flugzeuge. Dies hat funktioniert, denn Mustermann 3 hatte eine zeitliche Vorgabe wie lang sein Monolog werden darf.
Übermitteln möchte ich damit folgendes: Nur weil man selbst überzeugt davon ist, dass man sich selbst nicht hätte deutlicher ausdrücken können, kann dies für jemand anderen nicht deutlich genug gewesen sein. Setzt nochmal neu an. Nehmt euch Zeit und versucht euch anders mitzuteilen, damit wir Kommunikation einem jeden Menschen ermöglichen können.
Bildquelle: Pixabay https://pixabay.com/de/photos/kind-dreirad-spielen-antrieb-1217246/



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